Weiter geht´s beim Motorenbauer meines Vertrauens. Stichwort "Vertrauen", es ist absolut unerlässlich, jemanden zu finden dem man Vertrauen entgegenbringen kann. Macht euch schlau, fragt viele Leute, welche die Werkstatt und ihre Arbeit kennen.
Ihr müßt bedenken, deren Arbeit läßt sich schwer kontrollieren. Schaut euch die Werkstatt an, sprecht mit dem Besitzer, bevor Ihr euer Geld dort "versenkt".
Teuer muß nicht immer gute Qualität heißen, billig nicht immer schlechte. Aber wenn euch jemand eine komplette Blockbearbeitung mit Wuchten und Zusammensetzen für Euro 500,- anbietet, setzt euch ins Auto und fahrt woanders hin. Die richtigen Geräte und ausgebildetes Fachpersonal kosten Geld. Die Rechnung geht nicht auf!

So, nun zum eigentlichen Thema. Nachdem ich den Block vorbereitet und vorgereinigt habe, lade ich das ganze Zeug, sprich Block, kompletten stroker kit, Schwingungsdämfer, Schwungscheibe, Kupplungsautomat und maingirdle mit ARP Hauptlagerschrauben ins Auto und fahre einige hundert Kilometer in Richtung Norden zu in Selm/Borg. Hier ist man sehr gut aufgehoben. Der Chef schraubt selbst und hat immer ein offenes Ohr für Extrawünsche.
Dort angekommen nochmals über alle Sorgen und Wünsche mit Herrn David besprochen. Macht am besten auch eine Liste der Teile, die Ihr abgebt und eine Liste der zu erledigenden Arbeiten, die Ihr mit dem Chef dort zusammen erstellt. Eine Kopie für Euch. Als erstes wird der Block in die Werkzeugmachine eingemessen. Es erfolgt das sogenannte decking. Die Zylinderkopfdichtflächen werden winklig (90 Grad) zueinender und zur Achse der Kurbelwelle hin geplant. Dieses ergibt eine absolute plane Fläche und verhindert z.Bsp., daß ein Kolben bei OT aus der Bohrung heraussteht und ein anderer Kolben bei OT Unterstand hat. Das wäre fatal. Wird auch nicht immer beachtet. Später wird nocheinmal geplant um die gewünschte Kolbeneinbauhöhe zu erreichen. Diese entscheidet dann bei vorhandenem Material das statische Kompressionsverhältnis und die sogenannte quench area. Das ist der Bereich zwischen Kolbenboden und Zylinderkopf. Dieser sollte so klein wie möglich sein. Bei meinem Motor sind es ca. 0.036 Zoll. Bei einer Zylinderkopfdichtung von 0.039 Zoll Einbaudicke sieht man, daß meine Kolben aus der Bohrung herausstehen. Zuwenig Platz birgt die Gefahr eines Kolbenkontaks mit den Ventilen oder zu hohem Kompressionsverhältnis. Zu viel Platz, schlechter Wirkungsgrad des Motors und eine hohe Neigung zum klopfen/klingeln.

Nun wird der Block nochmals vermessen und auf 0.03 Zoll Übermaß gebohrt und gehont. Verlangt, daß das Honen mit Brille (torque plate) erledigt wird. Kostet zwar etwas mehr aber verhindert die Verformung der Zylinderlaufflächen. Diese Brille simmuliert einen montierten Zylinderkopf. Sie muß mit Kopfdichtung und den richtigen Anzugsmomenten montiert werden. Das Honmaß und die Rauhigkeit der Zylinderoberfläche wird anhand des Kolben- bzw. Kolbenringherstellers und des Motorverwendungszweckes erstellt.
Noch ein Tip, besorgt wenn möglich alle Unterlagen der Hersteller, was Toleranzen und Maße angeht. Macht eine Kopie und überlasst diese dem Motorenbauer.
Nicht alle sind gleich. Sehr wichtig ist es auch, alle Maße der Lager und Radien der Kurbelwelle und Pleuel nachzumessen. Es ist zwar alles neu, aber auch Hersteller machen Fehler. Der Durchmesser der Kolben und zwar allen Kolben, muß nachgemessen werden.

Jetzt können zum ersten male die Kurbelwelle, Pleuel und Kolben montiert werden um die entgültige Deckhöhe festzulegen. Nun muß man sich ganz vorsichtig an das richtige Maß heranarbeiten. Einmal zuviel geplant und schon ist der Block sogut wie im Eimer. Daß bedeutet, mehrmals alles einbauen, messen, ausbauen, planen, einbauen messen und so weiter.
Als nächstes werden die Kolbenringe auf Maß (ring gap) gefeilt. Es handelt sich hierbei um file fit piston rings. Welche für jede Aplikation entsprechend angepaßt werden müßen.

Nun wird der Block komplett leer gemacht, alte Lager raus, alle Stopfen und Deckel raus und mit dünnen langen Stahlbürsten gereinigt. Alle Wasser und Ölkanäle werden blitzblank gemacht. Dichtungsreste werden entfernt alle Gewinde gereinigt und geprüft. Besser jetzt ein defektes Gewinde finden als später beim Zusammenbau. Nun werden noch Gewinde für schraubbare Deckel der Ölkanäle in den Block geschnitten. Das gibt ein gutes Gefühl, wenn man weiß, daß kein Deckel wegfliegen und der Öldruck in den Keller gehen kann.
Der Block bekommt noch neue Nockenwellen und Hauptlager und kann sich nun etwas ausruhen;)

Als nächste Arbeit steht das Wuchten des gesamten Kurbeltriebs auf dem Plan. Wenn ich meine, gesamter Kurbeltrieb, dann bedeutet das, Kurbelwelle mit Dämfer, Schwungscheibe und Kupplungsautomat. Natürlich mit entspechenden Mastergewichten welche den Massen der Kolben, Kolbenringe, Pleuel und Pleuelverschraubung entsprechen. Es müßen vorher immer noch die Kolben und Pleuel gewogen und evtl. aufeinander abgestimmt werden.
Bei hochwertigem Material beträgt die Toleranz +- 2,5 Gramm bei einem Gewicht von 478 Gramm (Kolben) und +- 1 Gramm bei einem Gewicht von 565 Gramm (Pleuel).
In meinem Falle liegt der Unterschied aller Pleuel/Kolben Kombinationen bei +- 1,5 Gramm.
Um einen absolut weichen und turbinenartigen Laufs des Motors zu erreichen ist es unerläßlich auch die Anbauteile, sprich Dämfer, Schwungscheibe, Kupplungsautomat und deren Befestigungselemente (auch die Zentrierstifte der Druckplatte!) mitzuwuchten. Ihr werdet euch wundern, welche Unwucht diese Teile erzeugen. Ich habe mich schon für billet steel (aus dem Vollen gefräst) und nicht für die billigen Gußteile enschieden und trotzdem mußte nachgearbeitet werden. Das liegt im Materialgefüge der Komponenten. Mal ist die Dichte höher, damit schwerer an manchen Stellen mal geringer. Das einzige Teil, welches absolut keine Unwucht produzierte war meine Kupplungsdruckplatte von Centerforce. Aber Vorsicht, bei diesen Druckplatten müßen vor dem Wuchten die Fliehgewichte entfernt werden. Die sind das Markenzeichen dieser Centerforce Kupplungen welche den Anpressdruck bei höherer Drehzahl steigern.
Eine berechtigte Frage ist nun, wie können Anbieter von solchen stroker kits fertig gewuchtete Kits anbieten ohne zu wissen, was noch dran kommt? Wenn man Glück hat läuft der Motor einigermaßen rund. Aber genauso können einem die Zähne rausfallen. Also spart euch das Geld für gewuchtete Kits. Bestellt ungewuchtet und last es hier machen.

Um ein einfaches Befestigen und Entfernen des Schwingungsdämfers zu gewährleisten, hat Herr David die Kurbelwelle etwas bearbeitet und einige tausenstel Millimeter weggeholt. Nun kann der Dämfer ohne Abzieher, Hammer oder sonstiges schwere Gerät ab und angebaut werden.

Es ist soweit, die Kurbelwelle wandert in den preparierten Motorblock. Das Achsialspiel der Welle wird geprüft und evtl. korrigiert. Ist es zu niedrig, kann das Hauptlager Nummer 3 an den Seiten abgeschliffen werden, ist es zu hoch, haben wir ein großes Problem. Solche Probleme liegen dann meistens an der Kurbelwelle.
Die Hauptlager der Kurbelwelle werden jetzt zusammen mit dem main girdle verschraubt. Die Hauptlagerdeckel sind nummeriert, auf keinen Fall vertauschen. Etwas Loctite auf die ARP Schrauben. Nachdem alles nach Vorgaben Angezogen wurde, wird das Moment gemessen mit dem sich die Kurbelwelle drehen läßt. Dreht sie sich zu schwer, kann man an der Kurbelwelle die Lagerflächen polieren, dreht sie zu leicht, mit anderen Lagern versuchen. Diese Arbeiten kann man auch in der eigenen Werkstatt mit Teststreifen (platiguage) erledigen, ist aber etwas ungenau. In der Fachwerkstatt gibts extra Werkzeug. Nun sind die restlichen Teile an der Reihe. Alle Kolben und Pleuel haben ihren eigenen Platz im Motor, nichts darf vertauscht werden.

Das waren im Groben die Arbeiten im . Weiter gehts bei mir in der Werkstatt.

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